Alle wollen sie, viele haben sie aber kaum einer kann sie verstehen: Beziehung. Wenn man einen Erwachsenen fragt, weshalb er eine Partnerschaft eingegangen ist, oder warum er genau mit eben diesem einen Menschen in einer Partnerschaft ist, so kommt meistens wie aus der Pistole geschossen das Wort „Liebe“ zur Sprache. Doch was ist eigentlich „erwachsene Liebe“ und wie unterscheidet sie sich von der Liebe, die uns als Kind innewohnte?
Bedingungslose Liebe heißt ganz im Augenblick und dem eigenen Tun aufzugehen
Wenn man ein Kind am Spielplatz beobachtet, so merkt man, dass es absolut im Moment aufgeht; es schlägt Purzelbäume und freut sich darüber, einfach nur, weil es das macht. Diese Liebe zum gegenwärtigen Moment und zu dem, was es gerade tut ist eine absolute und bedingungslose Liebe. Sie ist rein von allen Vorurteilen und ist keiner Verpflichtung unterworfen. Das Kind liebt es einfach, zu sein und das zu tun, was ihm Freude bereitet. Komplizierter wird die Liebe dann in Verbindung zu Bezugspersonen: Dem Kind wird von klein auf beigebracht, dass Liebe – (oder das, was wir Erwachsenen darunter verstehen) – bestimmten Bedingungen unterworfen ist. Der Liebe selbst wird ein Dogma übergestülpt, dass mit dem Gefühlszustand selbst gar nichts mehr zu tun hat. So wird dem Kind suggeriert, dass es Verpflichtungen gegenüber anderen Menschen zu erfüllen hat, wenn es geliebt werden will. Weigert es sich oder verhält sich anders, als gewünscht, wird ihm und später dann dem Erwachsenen oft unbewusst Liebe entzogen.
Es ist ein ängstliches Anpassen
Die erwachsene Liebe ist ein ängstlich angepasstes Abkommen zwischen zwei Menschen. Ein Deal, der immer darauf abzielt, die Wünsche des anderen bestmöglichst zu erfüllen und die eigenen Bedürfnisse ebenfalls erfüllt zu bekommen. Man gibt sich der Illusion hin, das hätte etwas mit ganz viel Liebe und Zuneigung zu tun, doch ist es in den meisten Fällen nichts als Bedürftigkeit, die der jeweils andere zu erfüllen hat. Wenns klappt. Wenns nicht klappt, so wird man des Partners und so geliebten Menschen bald überdrüssig, denn schließlich ist man nur am Geben und bekommt nichts zurück. Das Ende vom Lied. Doch an der Beziehung kann man arbeiten… . Neue Deals, Empathie und Mut, dann geht´s auch weiter.
Viele Formen der Bedürftigkeit
Es ist also nur selten der Fall, dass Liaisonen aus reiner Liebe eingegangen werden. Man denkt zwar immer, es wäre so, aber in Wirklichkeit verbirgt sich dahinter ein ganzer Katalog voller Bedürftigkeiten, die alle danach streben, Erfüllung zu finden. Bei einigen ist es der Wunsch nach Anerkennung, einige suchen Geborgenheit, einige sehnen sich nach Nähe und wieder andere wollen einfach nur ihre körperlichen Bedürfnisse gestillt bekommen. Im Vordergrund steht immer die Hoffnung, so angenommen zu werden, wie man ist, im Hintergrund agiert die Angst. Und alles Andere ist in der Erwachsenenwelt eben wirklich ein Ausdealen und Anpassen, ein Wachsen und Reifen. Und die Hoffnung, dass es ein guter Deal war. Bedingungslose Liebe, so wie es viele Romantiker immer gerne hören wollen, gibt es in dieser Form eher nicht, aber wenn man ein wenig Empathie und Rücksicht walten lässt und den Partner auch gerne mal angenehm überrascht oder ihm durch kleine Alltagsgesten Anerkennung zuteil werden lässt, dann ist man dem Himmel doch schon sehr nahe 😉 !