Man lebt in einer an sich gut funktionierenden Beziehung und plötzlich kommt der Partner mit etwas aus seiner Vergangenheit ums Eck. Es nimmt den Atem und raubt den Verstand. Man dachte, eine Person zu kennen und plötzlich betreten lange vergessene Details die Bühne des Schicksals. Der Partner wendet sich vertrauensvoll an uns und hofft auf Beistand und Verständnis. Oft auch auf Absolution. Aber sind wir tatsächlich bei allen Geständnissen so sattelfest, dass wir in der Lage sind, den Partner zu verstehen, zu verzeihen und auch Hilfe und Trost zu spenden?
Ich liebe dich ja, aber…
Wir denken immer, die Liebe zu unseren Lebensgefährten wäre etwas absolutes, bedingungsloses. Doch da irren sich die meisten. Wenn die Vergangenheit an die Tür klopft, dann kann sich dieses Gefühl in bodenlose Verzweiflung verwandeln. Vor allem dann, wenn man nicht darauf vorbereitet war. Den Partner bedingungslos zu lieben hieße, ihn auch dann noch anzunehmen, wenn er mit einer Tötung in Notwehr überrascht. Kann man diesen Menschen dann noch lieben?
Auszeit zum Nachdenken
Es sei allen, die sich in der Situation befinden, sich mit gelüfteten Geheimnissen aus der Vergangenheit ihres Partners auseinandersetzen zu müssen, Mut gemacht. Zum einen betrifft es ja nicht einen selbst, sondern den Partner. Zum anderen ist es so, dass man diese Person liebt und ihr vertraut. Natürlich erschüttert eine Lebensbeichte oft die Festen einer Beziehung. Doch man sollte auch darüber nachdenken, was der Partner Positives ins eigene Leben einfließen lassen hat. Man muss sich vor Augen halten, dass Vergangenes, das oft 30 Jahre und weiter zurückliegt, nicht mehr zu ändern ist und man den Partner so, wie man ihn kennen gelernt hat, ja auch liebt.
Jede Medaille hat 2 Seiten. Wenn man nun diese dunkle Seite des Partners ablehnt und ihn für etwas verurteilt, das ewig lange zurückliegt, hat man vielleicht nicht alles gesehen. Hier ist es wichtig, sich eine Auszeit zu nehmen, und alle Seiten eingehend zu beleuchten. Der Partner sollte nicht auf das reduziert werden, was er gestanden hat, sondern man sollte ihn ganzheitlich sehen, mit allem, was er in die Beziehung eingebracht hat. Man sollte auch immer bedenken, dass es ein Vertrauensbeweis ist, wenn jemand sich in seiner Not an uns wendet. Ihn dann noch zu verurteilen, macht in den wenigsten Fällen Sinn.
Einen Therapeuten zu Rate ziehen
Wenn sich der Partner auch weigert, sich einem Therapeuten anzuvertrauen, so kann man zumindest selbst bei einer Fachperson Hilfe holen. Man muss nicht gleich eine gute Beziehung über Bord werfen, weil man gerade mit etwas heillos überfordert ist. Im Gespräch kommt dann auch oft heraus, welche Vorteile man selbst von der Beziehung hat und wie man den Partner eventuell auch unterstützen kann. Wenn allerdings ein Fehltritt eines Partners so schwer wiegt, dass man es nicht verkraften kann, sollte die Beziehung sofort beendet werden!